Die blinde Wut eines Mächtigen, der spürt, dass seine Macht ein Ende haben wird und der Schutz des Gottes Sohnes.
1. Verortung im Evangelium
Der Abschnitt schließt an den Besuch der Sterndeuter im Stall von Bethlehem an und nimmt Bezug auf die erste Begegnung zwischen Herodes und den Sterndeutern (Matthäusevangelium 2,7-8).
2. Aufbau
Der Text besteht aus zwei inhaltlichen Schwerpunkten: Zum einen das Erscheinen des Engels bei Josef und die Flucht nach Ägypten. Zum anderen die Rachsucht des getäuschten Herodes, der die Kinder töten lässt.
3. Erklärung einzelner Verse
Vers 13: Ägypten als Zielort der Flucht ist doppelt geprägt: Zum einen ist es heidnisches Land, in das Jesus als Kind fliehen muss. Zum anderen ist Ägypten aus dem AT bekannt als Zufluchtsort und als Ort, von dem aus das wichtige und prägende Rettungshandeln Gottes im Exodus ausgeht.
Vers 15.18: Der Evangelist Matthäus baut in diesen Abschnitt zwei alttestamentliche Zitate ein. Er möchte hier wie an vielen anderen Stellen des Evangeliums deutlich machen, dass sich in der Geschichte Jesu die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel fortsetzt und Ankündigungen Realität werden. Diese Form der Zitate werden auch Erfüllungszitate genannt, weil sie verdeutlichen, wo sich in der Geschichte Jesu Weissagungen des Alten Testaments zu erfüllen scheinen.
Das Zitat in Vers 15 stammt aus dem Buch Hosea. Matthäus nutzt den Text in der hebräischen Version, also nicht in der griechischen Übersetzung, die er sicher auch im Ohr hat. Allerdings bereitet das Zitat insofern Schwierigkeiten als es vom Rufen des Sohnes "aus" Ägypten spricht, obwohl es zunächst einmal um die Flucht nach Ägypten geht. Vermutlich war Matthäus die Anwendung des Titels Sohn auf Jesus einerseits wichtig und andererseits der Anklang an die Exodusgeschichte und das Herausrufen des Volkes aus Ägypten.
Das Zitat in Vers 18 stammt aus dem Buch Jeremia. Matthäus greift dabei jedoch auf unterschiedliche griechische Überlieferungen und den hebräischen Text zurück und stellt damit das Zitat neu zusammen.