Auf die Antwort kommt es an. Jesus und Nikodemus kommen des Nachts ins Gespräch.
1. Verortung im Evangelium
Das Johannesevangelium (Joh) beginnt mit einem Loblied auf Jesus Christus als das ewige Wort des Vaters (Joh 1,1-18). Er ist in die Welt gesandt, um die Herrlichkeit Gottes sichtbar zu machen und den Menschen den Weg zum Vater zu eröffnen. Diese Sendung Jesu ist als Grundthema in allen Erzählungen zu finden, so auch in dem vorliegenden Abschnitt. Dieser entstammt einem Gespräch, das Jesus mit dem Pharisäer Nikodemus während seines ersten Jerusalemaufenthalts führt (Joh 3,1-21). Nikodemus kommt nachts zu Jesus und beginnt das Gespräch mit dem Satz: „Rabbi, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, wenn nicht Gott mit ihm ist.“ Daraufhin entspinnt sich ein Dialog über den wahren Charakter der Sendung Jesu und seinen Auftrag.
2. Aufbau
Vers 16 stellt die Grundannahme der Sendung Jesu vor. Von dieser Annahme her lässt sich der Auftrag Jesu negativ wie positiv bestimmen (Vers 17). Vers 18 benennt die Kehr- oder Antwortseite zum Auftrag Jesu: Das Verhalten der Menschen auf seine Sendung.
3. Erklärung einzelner Verse
Vers 16: Ausgangspunkt der Sendung Jesu ist die Liebe Gottes zur Welt und damit auch zu allen Menschen. Die Größe der Liebe zeigt sich in der Bereitschaft den einen Sohn hinzugeben, das heißt ganz in die Logik und die Machenschaften dieser Welt hineinzusenden. Das Senden des Sohnes in die Welt ist ein umfassendes Ereignis, denn es schließt die Möglichkeit und Realität seiner Ablehnung ein und damit auch das Kreuz. Das Kreuz ist der Ort, an dem sich die ganze Hingabe des Sohnes zeigt und damit auch die ganze Liebe Gottes des Vaters. Für den Evangelisten Johannes ist das Kreuz auch der Ort, an dem sich die Sendung Jesu vollendet. Denn im Tod kehrt Jesus zum Vater zurück und damit zurück in dessen Herrlichkeit (Joh 17,1-5). Und das Kreuz und die sich darin ausdrückende Liebe Gottes sind der Punkt der Entscheidung: Haben die Menschen in Jesus wirklich Gott gesehen und erkannt und glauben sie an ihn? Oder ist der Tod Jesu nur der Tod eines Menschen, der von Gott erzählte?
Wer den Worten Jesu Glauben schenkt und ihn ihm Gott erkennt, dem eröffnet sich in Jesus der Zugang zu Gottes Wirklichkeit und zum ewigen Leben (Joh 14,6 und 10,10b).
Verse 17-18: Was in Vers 16 schon anklang wird nun ausdifferenziert. Die Sendung Jesu besteht nicht im Bringen des Gerichts („verloren Sein“), sondern in der Eröffnung des Heils („Rettung“). Rettung wird möglich, in dem man an Jesus als den Sohn Gottes glaubt, der als „Weg, Wahrheit und Leben“ (Joh 14,6) die „Tür“ ist, durch die man eintritt in die Wirklichkeit Gottes (Joh 10,9). Der Glaube und damit die Antwort des Menschen auf das Sichtbarwerden Gottes in Jesus Christus ist das entscheidende Kriterium. Wer nicht an ihn glaubt, der glaubt nicht an das ewige Leben, das Gott schenkt, und rutscht damit ins „verloren Sein“.