1. Ein erster Blick auf Amos
„Sieben - Fünf – Drei, Rom schlüpft aus dem Ei.“ Als Rom der Legende nach gerade einmal in den Geburtswehen lag, da "tobte" in Israel bereits „der Bär“. Um 760 v. Chr. trat dort ein Mann auf den Plan, der besonders der politischen und wirtschaftlichen Oberschicht den Spiegel vorhielt, was alles in der Gesellschaft schief lief. Rücksichtslose Grundbesitzerweiterung auf Kosten der kleinen Landbesitzer, Rechtsbeugung, sexueller Missbrauch von Abhängigen und wohl auch wenig Scheu vor Gewalttätigkeit sind einige der Delikte. Alles nicht vereinbar mit einem Rechtsentwurf, wie ihn die Weisungen Gottes gemäß der Tradition für das Leben in Israel vorsahen. In diese Situation hinein sah sich Amos von Gott berufen, dem Volk zu verkünden, dass es definitiv keine Zukunft mehr habe: „Das Ende ist gekommen für mein Volk“ (Am 8,1).
Die politischen Umstände sprachen eher gegen eine solche „spielverderberische“ Botschaft. Die außenpolitischen Großmächte (Ägypten, Aram [das heutige Syrien] und Assyrien [heutiger Irak]) waren entweder zu schwach, um sich um Israel zu kümmern, oder sie waren außenpolitisch anderweitig beschäftigt. Besonders Assyrien könnte mit den erstarkenden Urartäern, den Vorfahren der Armenier, zu tun gehabt haben. Es musste sich also gen Norden verteidigen und hatte keine Zeit für den geopolitischen „Zwerg“ Israel im äußersten Südwesten. Diese Gunst der Stunde für Israel ermöglichte Konzentration auf die aufstrebende Binnenwirtschaft, ohne allzu viel der erwirtschafteten Gewinne in Form von Tributleistungen abgeben zu müssen. Das Problem: Die Gewinne der „oberen Zehntausend“ wurden auf Kosten der kleinen Leute gewonnen.
Kein Wunder, dass Amos bei den Mächtigen und Einflussreichen wenig Gehör fand und aus dem Land herausgeschmissen wurde (s. Am 7,10-17, eine „bühnenreife“ Szene). Er kehrte wohl dorthin zurück, wo er als Rinderhirte und Plantagenarbeiter vor seiner Berufung zum Propheten gelebt hatte: nach Juda in das kleine Städtchen Tekoa, ca. 18 km südlich von Jerusalem.
2. Eine kleine Biographie des Amosbuches
Der Rauswurf ist wahrscheinlich auch der Beginn des Prophetenbuches. Dieses ist kaum der Rede-„Spickzettel“ des Amos. Vielmehr haben Hörer- und Schülerkreise sich nach der Flucht Notizen gemacht und erste Erinnerungen an die Reden des prophetischen Landwirts festgehalten. Bei diesen Niederschreibungen blieb es nicht. Vielmehr wurden sie „fortgeschrieben“, d. h. schon seit der ersten Verschriftlichung und dannn immer wieder ergänzt um Verse und Textpassagen, die Antwort auf neue Fragen im Geiste des ursprünglichen Propheten geben sollten. M. a. W. die Worte des Amos galten nie als erledigt und als ein Fall fürs Archiv, sondern in ihnen wurde die Botschaft eines durch die Zeiten hindurch wirkenden Gottes erkannt.
Knapp zusammengefasst ist folgende Fortschreibungs-Geschichte denkbar:
Worte, die auf Amos selbst zurückgehen könnten:
Am 1,3-5.6-8.13-14; 2,6-8.13-14; 3,3-6.8; 4,1-3; 5,1-3.7.10-12.16-17; 6,3-7.12; 7,1-8; 8,1-2; 9,1a.4b
Sie richten sich gegen soziales Unrecht, das mit den grausamsten Kriegsverbrechen anderer Völker verglichen wird. Angeklagt wird das Auseinanderfallen von Kult und Alltagsverhalten. Es gibt nur noch das Ende anzusagen
Fortschreibung im Südreich, zum Teil noch vor dem Untergang des Nordreichs (722 v. Chr.), zum Teil danach: Am Am 3,1-2.13-14; 4,4-5.14-15; 5,4-6; 6,1-2.8.13-14; 7,9.10-17; 8,4-7; 9,7-10
Änderung der reinen Gerichtsrede in Mahnrede; Anklänge an die Sprache Hoseas (vgl. Am 3,12 und Hos 8,11; 10,1.2.8; 12,12); Untergang Israels wird zum mahnenden Beispiel für Juda
Fortschreibung im Geiste des Buches Deuteronomium (5. Buch Mose), d. h. nach 622 v. Chr.
Am 1,1.9-10.11-12; 2,4-6.9-12; 3,7; 5,25-26; 8,11-14
Eintragung der Themen Fremdgötter, Gesetz; Wort Gottes
Fortschreibung in exilisch/nachexilischer Zeit mit schöpfungstheologisch-ezechielischem Einschlag, also auf jeden Fall nach 586 v. Chr. (Zerstörung Jerusalems):
Am 1,2; 4,6-13; 5,8; 8,8; 9,1b-4a; 9,5-6
Themen sind: Gott als Herr der Schöpfung, der diese auch widerrufen kann; die Anerkennung seines Namens (vgl. Ez 20,9.14.22)
Notizen aus spätnachexilischer Zeit (6. Jh. v. Chr.) mit Anklängen an das Buch Klagelieder:
Am 3,26ff; 5,13; 6,9-10; 8,3
Dramatisierung (viele Leichen), Generalisierung („eine böse Zeit“) und Stille bzw. Nicht-Aussprechen des Gottesnamens sind Kennzeichen dieser Überarbeitung
Ein hoffnungsvoller Schluss aus persischer Zeit (5. Jh. v. Chr.):
Am 9,11-15
Wiederherstellung der „Hütte Davids“ und paradiesische Fruchtbarkeit
2.1 Wen es interessiert: Die Biographie des Amosbuches im Detail (Exkurs);
sonst weiter bei 3. Aufbau Amosbuch
2.1.1 Vorexilische Erstfassung des Buches und Überarbeitungen
Der scheinbar ausbleibende Untergang des Nordreichs (zwischen 760 und 732 v. Chr., dem Jahr des ersten assyrischen Angriffs auf das Nordreich) ließ die „Fort-Schreiber“ zwei neue Akzente setzen: Aus der unwiderruflichen Ankündigung des Endes (vgl. Am 2,7-16; 8,1) wurde eine Mahnbotschaft an Israel, durch Änderung des Verhaltens Gott zur Änderung seiner Pläne zu bewegen. Diese Umkehrforderung (vgl. z. B. Am 4,4-6) gilt nun aber nicht mehr so sehr dem Nordreich, als vor allem auch dem Südreich Juda, das überraschenderweise in Am 6,1 ausdrücklich genannt wird. Sollten diese Texte sogar erst nach dem Untergang des Nordreichs entstanden sein, den die Assyrer nach eigenem Erstarken mit einer zweiten Attacke 722 v. Chr. herbeigeführt haben, dann ist dieses aufgelöste Nordreich auf einmal nicht mehr Empfänger einer Botschaft, sondern mahnendes Beispiel: So wird es euch Südreich-Judäern ebenfalls gehen, wenn ihr die sozialen Verhaltensmuster der Nordreich-Israeliten übernehmt!
2.1.2 Deuteronomistische Überarbeitung (exilisch/frühnachexilisch)
Gefruchtet hat die Botschaft nicht. Das bedeutet aber keineswegs ein Ende der Fortschreibungen. Ein wichtiger Auslöser für die Überarbeitung des Amosbuches, aber auch vieler anderer Prophetenbücher, dürfte die Entstehung des Buches Deuteronomium (5. Buch Mose) im 7. Jh. V. Chr. gewesen sein. Seine theologische Maxime lautet: Ein Gott – ein Volk – ein Heiligtum. Das bedeutet: die Alleinverehrung JHWHs soll sich in einem einzigen Opferheiligtum für ganz Israel niederschlagen: im Tempel von Jerusalem auf dem Zionsberg. Der dort gefeierte Kult darf keine Spuren von Fremdgötterverehrung enthalten; es soll keinen Rückgriff auf andere Götter als „Rückversicherung“ geben. Und schließlich soll der eine und befreiende Gott sich widerspiegeln in einem geschwisterlichen Sozialverhalten, das soweit wie möglich in vertragsgesetzliche Fassung gegossen wird (vgl. Dtn 12 – 18). Diese Theologie wirkt weiter in einer breiten Spur der geschichtlichen Aufarbeitung der Zerstörung Jerusalems und des damit verbundenen Exils vieler Judäer nach Babylon (Bücher Josua, Richter 1/2 Samuel, 1/2 Könige). Sie wirkt aber auch hinein in die Prophetenliteratur, besonders in das Buch Jeremia. Wenn nun im Amosbuch in einigen auffallenden Passagen plötzlich Themen wie Gesetzesgehorsam und Verbot des Fremdgötterkults auftauchen (erstmals in Am 2,4-6), spricht vieles dafür, hier ebenfalls Einfügungen im Gefolge dieser sog. deuteronomistischen Theologie anzunehmen. Dass Amos selbst bereits von diesen Themen bewegt war, ist hingegen nicht erkennbar.
2.1.3 Eine nachexilische Bearbeitung im Geiste der Schöpfungstheologie
Gleichzeitig oder eher noch später – also bereits nachexilisch (nach 538 v. Chr.) sind Am 1,2; 4,6-13; 5,8-9; 9,5-6 anzusiedeln. Dafür spricht zunächst eine schöpfungstheologische Ausrichtung der entsprechenden Texte. Nach wie vor sind sich die Fachleute einig, dass der große „Ur-Text“ biblischer Schöpfungstheologie, Genesis 1,1 – 2,4a, erst aus der babylonischen Zeit des Volkes Israel (also nach 586 v. Chr.) stammt. Alles, was in seiner Spur steht, kann kaum älter sein. Bestätigt wird diese Sicht durch sprachliche Verwandtschaften der entsprechenden Verse im Amosbuch mit dem ebenfalls exilisch-nachexilischen Buch Levitikus (3. Buch Mose). Die Verbindung von Bußcharakter und Anerkennung der Größe Gottes bzw. seines Namens JHWH erinnert schließlich an das auf den Fall Jerusalems zurückblickende Buch Ezechiel oder auch die noch späteren Bußtexte bei Joel oder in Jesaja 63-64. Die Botschaft des Amos enthält damit eine ganz neue Wendung. Man sieht: Das Ende ist – mit der Zerstörung Jerusalems und der Verschleppung nach Babylon - wirklich gekommen (vgl. Am 8,2). Insoweit wird Amos ins Recht gesetzt bzw. bestätigt, und zwar in größerem Umfang, als dieser selbst es geahnt hat. Er sprach ja nur vom Nordreich. Vor allem aber wird Gott ins Recht gesetzt: Das „Ende“ hat er völlig zu Recht, auf Grund der Verfehlungen seines Volkes herbeigeführt. Zugleich ist er aber als der schöpfungsmächtige Gott und Weltenkönig der einzige, der auch wieder Änderung herbeiführen kann. Er kann aus Licht Finsternis, aber auch aus Finsternis wieder Licht machen (vgl. Am 5,8). Deshalb setzt man auf seinen Namen: „HERR, Gott der Heerscharen, ist sein Name“ (Am 4,13; vgl. 5,8; 9,6). Amos selbst hatte demgegenüber nur Finsternis zu verkünden (Am 5,18-20).
2.1.4 Ein spätnachexilischer Hoffnungsblick
Zeichen des positiven Wandels durch Gott war der politische Machtwechsel von den Babyloniern zu den Persern ab dem Jahr 539 v. Chr. Aufgrund einer zwar wirtschaftlichen Druck erzeugenden, aber religiös toleranten Regierung wurde ihre Herrschaft positiv gewertet, zumal ein Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels möglich wurde (Tempeleinweihung 515 v. Chr.). Das plötzliche Aufscheinen eines solchen "sympathischen" Herrschertyps, für den exemplarisch Kyrus steht (er regierte bis 530 v. Chr.), wurde als Handeln des Gottes Israels mittels eines ausländischen Herrschers als sein Instrument gedeutet (vgl. z. B. Jes 45,1-8). Aus diesen Neuanfängen erwuchs ein kaum vorstellbarer Glaube an - allerdings Gott vorbehaltene - Heilsmöglichkeiten. So endet das Amosbuch, das so bedrohlich beginnt und so realistisch nicht nur die Gegenwart des 8. – 7. Jh. v. Chr. beschreibt bzw. im Nachgang reflektiert, mit Heilsvisionen, die einem das Wasser im Munde zusammen laufen lassen: Die einst verdorrten Weinberge werden wieder von Wein geradezu triefen (Am 9,13-15).
2.1.5 Im Zeichen der Stille – kleine Einfügungen
Schwer datierbar, aber vermutlich zwischen den beiden letzten Fortschreibungen liegend, inszeniert ein Überarbeiter eine Dramatisierung der Katastrophe: Leichenberge bestimmen das Bild (Am 8,3; 6,9-10), die Zeit wird wie aus der Vogelperspektive als „böse“ beschrieben (Am 5,13) und Stille heißt das Gebot der Stunde (Am 5,13; 6,10; 8,3). Gerade dieses Motiv erinnert an das vermutlich jüngste der Klagelieder (Klgl 3), und darin die Verse 26-29. Die Besonderheit, ja den Namen JHWHs nicht auszusprechen, steht in jedem Fall im Gegensatz zum ausdrücklichen Lobpreis des Gottesnamens am Ende der drei exilischen Strophen Am 4,13; 5,9; 9,6. Anerkenntnis scheint sich eher in eine Art Furcht oder stumm machende Erwartung gewandelt zu haben. Auch diese Haltung hat sich weit entfernt von der sehr direkten und nichts verschweigenden Art des bäuerlichen Amos, der Gott mit der Bitte um Verschonung geradezu anschreit (vgl. Am 7,2.5) und im Rahmen der dritten Vision den Gottesnamen auch ausspricht (7,8)
3. Der Aufbau des Amosbuches (Struktur)
Mag das vorangehende Kapitel vielleicht den Eindruck erwecken, hinter dem Titel Amos stecke eine Art „Zettelkasten“, so ist dem entgegenzuhalten: Der „Fortschreibungsprozess hat zu einem tatsächlichen Buch geführt, dessen Struktur trotz Überarbeitungsspuren gut erkennbar ist.
In seiner letzten Fassung haben wir eine Art Haus vor uns:
Dieses Haus hat im Grunde eine einfache Struktur: Es steht auf zwei Säulen (dunkelgrau), denen im Laufe der Zeit eine dritte (hellgrau) zugesellt wurde. Säule I besteht aus den ursprünglichen 5 Völkerstrophen Am 1,3 – 2,16*, die ihre Entsprechung in Säule II mit 5 Berufungsvisionen findet. Diese Säule ist schwer erkennbar, weil sie sich in der Endfassung des Buches auf 3 Kapitel verteilt: Am 7,1-8; 8,1-2; 9,1a.4b.
Zwischen diese beiden Säulen schob sich als dritte Säule die ebenfalls fünfstrophige Auflistung von Strafmaßnahmen Gottes, die alle keine Umkehr bewirkt haben (Am 4,6-12). Anders als die beiden anderen Säulen ist die mittlere als direkte JHWH-Rede formuliert.
In den „Zwischenräumen“ finden sich in Am 3,1 – 4,3 Unheilsworte Gottes und in Am 5,1 – 6,24 eine große Totenklage des Propheten (s. Am 5,1) mit mehreren Klagelied-Strophen. Ein wichtiges Leitwort lautet dabei „Wehe“: Am 5,16.18; 6,1; in Am 5,7 könnte ein solches ursprüngliches „Wehe“ weggefallen sein; die EÜ fügt es aus Verstehensgründen ein.
Wie ein Ausgang aus diesem Gebäude wird am Schluss noch eine heilszuversichtliche Öffnung angefügt, die dem Buch einen hoffnungsvollen Ausblick gibt (orange).
Das Grundarrangement mit den beiden Außensäulen und den beiden Gottes- bzw. Propheten-Spruchblöcken dürfte mit der ersten „Bucherstellung“ durch die Überlieferer des Amos im Südreich geprägt worden sein. Während der Einbau der Mittelsäule im Exil eher strukturverstärkend wirkt und dem Buch eine besondere Mitte gibt, führen andere Fortschreibungen zu massiven Verschiebungen (grün). Zwischen dritte und vierte Vision rückt der Bericht über den Rauswurf des Amos aus Bet-El (Am 7,10-17), zwischen vierte und fünfte Vision schiebt sich ein Block von Einzelworten (8,4-14). Die fünfte Vision wird schließlich durch eine kleine Litanei nach innen angefüllt (Am 9,1b-4a) und nach hinten durch weitere Einzelworte ergänzt (Am 9,7-10).
In dieser schwierigen Gemengelage von Ursprünglichem und Späterem, von Grundstruktur und Verschleierung durch Überarbeitung den Durchblick zu behalten, soll der folgende Kommentar helfen.
4. Die Theologie des Amosbuches im Telegrammstil
- Glaube und Gesellschaft sind nicht voneinander zu trennen. Ein Glaube ohne Verwirklichung im Alltag, Gottesdienst ohne ein von demselben Gott bestimmtes Sozialverhalten ist keine Möglichkeit, für die man Gott in Anspruch nehmen kann.
Das Kennzeichen gelebten Glaubens ist der Umgang mit den Armen, da der Gott Israels sich von Anfang an als parteiisch zugunsten der besonders Hilfsbedürftigen erwiesen hat. Nicht zufällig erhebt Amos seine Stimme zugunsten des armselig-schwachen Jakob (Erwählungsname Israels) in Am 7,2.5 und und klagt den miserablen Umgang mit den Armen immer wieder an. - Von den Tätern wie von den Opfern her gedacht stellt das Amosbuch die Frage: „Was ist der Mensch?“ (vgl. Ps 8,5). Was ist der Mensch, der in gottferner Selbstermächtigung über Leichen geht und Profit, persönlichen Nutzen über alles stellt? Und was ist der Mensch, der zerbrochen, terrorisiert oder missbraucht und um jegliches Recht gebracht wird? Amos selbst weiß keine wirkliche Antwort darauf und kündet einzig das Ende an (Am 8,2). Das Buch als Ganzes setzt auf einen Gott, der das Niedrige wieder aufzurichten vermag und trostlose Landschaften und Menschen wieder zum Blühen bringen kann (Am 9,11-15). Für die Unheilstäter bleibt der unaufhörliche Versuch Gottes, zu Umkehr und Einsicht zu bewegen (vgl. Am 4,6-13)
- Vor allem durch die erste Zusammenstellung des Amosbuches wie durch die deuteronomistische Überarbeitung (s. o.) erhält die gesamte Schrift eine ausdrückliche Wort-Gottes-Theologie. Der Prophet gilt als die unbetechliche Stimme Gottes. Diese hat es aber schwer gegen die Erwartungen der Menschen, die sich am liebsten in ihren eigenen Machenschaften bestätigt wissen wollen. Amos kndet aber einen in Frage stellenden, irritierenden und damit unangenehmen Gott. So erhält Amos Redeverbot und wird des Landes verwiesen. So berauben sich die Menschen selbst der Möglichkeit, Gottes hilfreiches Wort zu vernehmen. Am 8,11-12 stellt in Aussicht dass den Menschen noch aufgehen wird, was sie sich selbst genommen haben. Ein neuer Hunger nach Gottes Wort ist die Verheißung.
- Durch die deuteronomistische Überarbeitung und ihre Fremdgötterthematik stellt sich die Frage: Mensch, wem läufst du hinterher – Hochrechnungen deiner eigenen Wünsche oder einem wirklichen Gegenüber, das dich trägt und mit dem du Erfahrungen gemacht hast und machen kannst als deinem Gott?