Abrupter Szenenwechsel. Wurde bislang das Amosbuch bestimmt von der Rede-Attacke des Propheten gegen die Bewohner des Nordreichs Israel, sind jetzt die beiden Gesprächspartner Gott und Amos. Statt öffentlicher Plätze wie der Stadttorbereich von Samaria oder die Tempelanlage des Staatsheiligtums von Bet-El nun eine eher intime Situation: der rufende Gott und der angesprochene Herden- und Plantagenlandwirt Amos im Zweiergespräch.
Auf der literarischen Ebene ist das Ganze als Selbstbericht gestaltet (Ich-Form). Die so wiedergegebene Erfahrung wird als Vision ("der HERR hat mich sehen lassen" lautet der entscheidende Refrain in Vers 1.4.7), näherhin als eine Mischung aus Schauung und Hörerlebnis geschildert. Auch wenn keine Ortstangabe gemacht wird: Leserin und Leser fühlen sich nach Tekoa, dem Herkunftsort des Amos im Südreich Juda versetzt. Dies geschieht weniger durch den Text der Visionen selbst, als vor allem durch das unmittelbar folgende Gespräch zwischen Amos und dem Priester Amazja von Bet-El (Am 7,10-17), in dem der Prophet auf seine Berufung weg von der heimischen Landwirtschaft ins Nordreich Israel zu sprechen kommt:
"14 Amos antwortete Amazja: Ich bin kein Prophet und kein Prophetenschüler, sondern ich bin ein Viehhirte und veredle Maulbeerfeigen. 15 Aber der HERR hat mich hinter meiner Herde weggenommen und zu mir gesagt: Geh und prophezeie meinem Volk Israel!" (Am 7,14-15).
Auch wenn die Visionen in Kapitel 7 überraschend kommen, ist doch zumindest auf der Ebene des Gesamtbuches bereits eine Spur auf sie hin gelegt. Sie veranschaulichen nämlich, was Am 3,7 in wörtlicher Übersetzung so formuliert hat:
“Denn nicht führt Adonaj JHWH eine Sache aus, ohne dass er seinen Plan seinen Knechten, den Propheten, offenbart hätte.”
Die Großkomposition Amos 7,1 -8,3; 9,1-4
Schon dieser Hinweis macht deutlich, dass die ersten drei Visionen (7,1-3.4-6.7-9) nicht nur für sich gelesen werden können. Nicht einmal die Hinzuziehung der in Am 8,1-3 und 9,1-4 folgenden vierten und fünften Vision reicht aus. Sondern - wenn man einmal die im Buch weit entfernt stehende fünfte Vision kurz beiseite lässt - zumindest die von dritter und vierter Vision eingeschlossene Passage Am 7,10-17 gehört mit zu einer Großkomposition, die als durchgängiger und zusammenhängender Text gelesen werden will. Die hier in der Kommentierung vorgenommene Aufteilung dient einzig und allein der Wahrung der Übersichtlichkeit.
Die Komplexität der Konstruktion Am 7,1 - 8,3 macht es wenig wahrscheinlich, dass sie in dieser Form auf den verkündenden Propheten Amos zurückgeht.
Exkurs über die Entstehung der Großkomposition [kann gegebenfalls übersprungen werden]
Über das, was an Einzelworten auf ihn selbst zurückgeht und was spätere Hinzufügung ist, gehen die Meinungen in der Exegese auseinander.
Modell 1
"Klassisch" ist die Sichtweise, dass die Visionen 1 und 2 sowie 3 und 4 jeweils ein Paar bilden und in gewisser Weise doch biographisch die Berufungsgeschichte des Amos wiedergeben. Zweimal habe er Gott widersprochen, seinen indirekt vernommenen Redeauftrag nicht akzeptiert und statt dessen erfolgreich Fürbitte für das Nordreich einlegt (Verse 1-6). Beim dritten und vierten Mal (Am 7,7-9; 8,1-3) musste der künftige Prophet die Unheilsworte Gottes nur noch hinnehmen. Weder Widerspruch noch Kommentierung seinerseits sind zu vernehmen. Dafür steht zwischen der dritten und vierten Vision eine Erzählung, die die Erfüllung seines Auftrags voraussetzt: Amos ist ins Nordreich gegangen, hat dessen "Ende" (s. Am 8,2) verkündet, und erhält als staatliche Gegenmaßnahme Auftritts- und Redeverbot. Er wird nach Juda zurückgeschickt. Dies wäre dann - diesmal nicht in der Form von "Visionsprotokollen", sondern eines "Fremdberichts" über Amos - der biographische Hinweis auf das Ende des öffentlichen Wirkens des Amos.1
Modell 2
Diesem Verständnis gegenüber steht die Sichtweise, dass sich nur in der dritten und fünften Vision (hier vor allem in den Versen Am 9,1a.4) Spuren des ursprünglichen Amos verbergen, die nachträglich "aufgefüllt" wurden durch das Visonspaar 1 und 2 einerseits und Vision 4 andererseits. Aus dem ursprünglichen Unheilsverkünder Amos wird durch diese Texte - in nachexilischer Zeit - ein Prophet, der göttliche Vergebungsperspektiven aufweist. Diese Lesart geht allerdings weniger vom Wortlaut aus als von den Bezügen in andere alttestamentliche Textbereiche hinein, die über bestimmte Stichworte funktionieren. Hier wäre der erfolgreiche Fürbitter Mose in Exodus 32 zu nennen, der den "Supergau" nach dem Guss des goldenen Kalbes zu verhindern vermag, als auch der Verweis auf die Sintfluterzählung in Am 8,1-3 (s. dazu die Auslegung der vierten Vision). In jedem Fall setzt die Vergebungsperspektive voraus, dass man auf diesen Gott bzw. seine Propheten hört. Am 7,10-17 erzählt (bei diesem Erklärungsmodell ebenfalls ebenfalls in nachexilischer Zeit) exemplarisch - also nicht biographisch - davon, was passiert, wenn einem Propheten und damit Gott selbst der Mund verboten wird.2
Der Aufbau der ersten drei Visionen
Leicht erkennbar haben die ersten beiden Visionen (Verse 1-3 und Verse 4-6) einen parallelen Aufbau.
Eine Einleitungsformel stellt aus der Ich-Perspektive des Propheten das Folgende als Vision vor, d.h. als eine von Gott bewirkte Schauung (wörtlich: "So ließ mich Adonaj JHWH sehen").
Der Inhalt der Vision ist jeweils eine Naturkatastrophe, die sich im zweiten Fall ins Kosmische steigert und deren Auslöser jedesmal ungenannt bleibt ("da war einer").
Der Prophet reagiert mit einem Aufschrei, der einmal "Vergib doch!" und einmal "Halte doch ein!" lautet. Er zielt darauf, das geschaute Unheil von "Jakob" - d. i. der Erwählungsnahme für Israel - abzuhalten.
Gottes Reaktion wird mit einem Verb umschrieben, das unter "Auslegung" noch näher anzuschauen ist (Einheitsübersetzung: "Mitleid haben") und mit der Zusage verbunden wird, das visionär in Aussicht Gestellte nicht zu tun.
Von diesen beiden Visionen unterscheidet sich die dritte Vision Am 7,7-9 markant.
Nach mehr oder weniger identischer Einleitungsformel ist diesmal Gott selbst Gegenstand der Vision. Im Gegensatz zu den ersten beiden Schauungen ist aber das, was er tut, nicht selbsterschließend. "Zinn" und "Mauer aus Zinn" sind eher rätselhafte Symbole, die einer Deutung bedürfen.
So folgt diesmal auch nicht ein Aufschrei des Propheten, sondern ein zweistufiges Deutegespräch zwischen Gott und dem Propheten. Zunächst wird gesichert, ob Amos richtig sieht - nämlich Zinn -, sodann wird die Rede vom Zinn gedeutet und mit einem (militärischen) Angriff gegen Israel in Verbindung gebracht.
An die Stelle der Verzichtserklärung, das in Aussicht Gestellte auszuführen, wird jetzt festgehalten, dass die Verschonung kein weiteres Mal erfolgen wird. Diese Aussage ist offensichtlich so unumstößlich, dass der Prophet gar nicht mehr mit irgendeiner Gegenrede reagiert.
Vision 1 (Amos 7,1-3)
Der Sache nach erinnert die Einleitungsformel ("Dies hat GOTT, der Herr, mich sehen lassen") an die Überschrift Am 1,1 ("Die Worte, die Amos, ein Schafhirte aus Tekoa, über Israel geschaut hat ... "), das konkrete Verb für "schauen" (hebr. ḥāzā) bzw. "sehen" (rāʼā) ist allerdings jeweils ein anderes. Jedoch wird ḥāzā noch einmal in Am 7,12 begegnen. Unabhängig vom konkreten Verb ist in jedem Fall erkennbar, dass "Vision" im Alten wie auch im Neuen Testament mehr umfasst als ein reines Sehen. Es ist oft auch ein inneres Hörereignis und es kann eben auch geschehen, dass der Seher zum Sprecher wird (Ähnliches findet sich auch im 7. Kapitel der Offenbarung des Johannes im Neuen Testament).
Was ist der Inhalt der Vision? JHWH plant Unheil: die Vernichtung der letzten Ernte vor der mindestens halbjährigen Trockenzeit, in der kein Nachwachsen irgendwelchen Getreides zu erwarten ist. Ursache ist eine Heuschreckenplage. Sicherheit über die Bedeutung des Wortes “Spätsaat” verleiht weniger die Erklärung “und siehe, die Spätsaat folgt auf den Schnitt für den König” als der sog. Bauernkalender von Gezer aus dem 10. Jh. v. Chr., der die “Spätsaat” nach unserer Monatszählung der Zeit von Mitte Januar bis Mitte März zuordnet und die entsprechende (Gersten-)Ernte in den April fallen läßt. Die “grüne” Existenzgrundlage des Volkes - Getreide wie Viehfutter - wird durch eine Heuschreckenplage im wahrsten Sinne des Wortes im Keime (wörtlich: “beim Beginn des Aufsprießens”) erstickt. Während die Schauung weder den Bildner des Schwarms noch das betroffene Land konkretisiert, ist für Amos dennoch klar, was gemeint ist: JHWH wendet seine Schöpfermacht (“bilden” [hebräisch yāṣar] ist identisch mit dem Verb für die "Formung" des Menschen Gen 2,19) gegen Israel. Wie ein Film scheint das Visionsgeschehen vor Amos' innerem Auge abzulaufen, bis er schließlich am dramatischen Höhepunkt, kurz vor Vollendung des Vernichtungswerkes, ein “Mein Herr, JHWH, vergib doch!” herausschreit.
Während auf die Vergebungsbitte noch einmal gesondert unter "Auslegung" geschaut wird (Amos als Fürbitter), ist zumindest festzuhalten, dass sie überrascht. Denn innerhalb der Visionen ist von einer "Schuld", die der Vergebung bedarf, überhaupt nicht die Rede. Das bedeutet: Die Visionen sind ganz aus dem Ablauf des Amosbuches heraus formuliert: Die Leser/-innen wissen bereits, was Israel alles auf dem Kerbholz hat aufgrund der vorangehenden Worte des Amos. Von der Buchlogik her reicht die große Visionskomposition die Begründung nach, weshalb Amos überhaupt im Nordreich mit der Predigt aufgetreten ist, die ab Am 1,2 zu lesen ist. Er fühlte sich aufgerufen, Unheil zu verkünden, hat zweimal erfolgreich das Ansinnen Gottes abgewendet, musste sich aber schließlich geschlagen geben. Ob hinter diesem Buchaufriss authentische Biographie oder ein später entwickeltes, eher schablonenhaftes Prophetenbild steckt (s. oben die beiden Entstehungs-Modelle), ist am Ende nicht zentral. Die entscheidende Aussage bleibt bestehen: Es ist mit einem an Maß an Widerstand zu rechnen, bei dem Gott "die Nase voll hat". In diesem Sinne wird sowohl der Untergang des Nordreichs (722 v. Chr.) als auch des Südreichs (587/86 v. Chr.) gedeutet. Allerdings ist mit der jeweiligen göttlichen Sanktion auch die Erkenntnis verbunden, dass sie nie das völlige Ende bedeutet. Gott kennt Vergebung und Neuanfang.
Doch davon ist an dieser Stelle des Amosbuches noch nicht die Rede. Eine erste "Zwischenstufe" wird eingebaut: Die Fürbitte des Amos wird erhört. Obwohl Gott allen Grund hätte, zuzuschlagen, hält er den geplanten Zornesausbruch mit katastrophalen Folgen für die Landwirtschaft zurück.
Vision 2
Schlimmer geht immer - so möchte man sagen. Auf die Heuschreckenplage im Frühjahr folgt eine sengende Sommerhitze, die auch noch den letzten Grundwassertropfen aufleckt. Die Bildsprache knüpft an die Vorstellung des Schöpfungsberichts von Genesis 1 an, wonach zur Freilegung des bewohnbaren, trockenen Bodens die Urflut in unterirdische Kammern verschlossen wird. Quellen sind in solcher Sichtweise regulierte Öffnungen dieser Kammern. Wenn sie ausgetrocknet werden, dann ist damit die Möglichkeit von Wachstum grundsätzlich weggenommen. Den Menschen wird sozusagen "der Hahn abgedreht". Die jedes Realitätsmaß übersteigende Bildwahl erinnert sowohl an das Motto in Am 1,2 ("Da welken die Auen der Hirten und der Gipfel des Karmel verdorrt.") sowie an die kosmische Sprache der drei Hymnus-Strophen mit Tsunami-Androhungen (Am 4,13; 5,8; 9,5-6), aber auch an die Übersteigerung der positiven Erwartung Am 9,13 ("triefende Weinberge"). Vom Gott Israels wird hier als Herrn des Kosmos gesprochen, der als Schöpfer in völliger Souveränität sein Werk widerrufen und wieder aufleben lassen kann.
Offensichtlich verschlägt das Bild dem Propheten derart die Argumentation, dass sein Widerspruch kein theologischer mehr ist ("Vergib doch!"), sondern nur noch der Verzweiflungsruf: "Halte doch ein!" Der Rest folgt dem Muster der ersten Vision.
Vision 3
Wie sehr die dritte Vision von den beiden vorangehenden abweicht, wurde schon beschrieben. Das Jahreszeiten-Schema - das sich übrigens in der vierten Vision (Am 8,1-3) fortsetzen wird - spielt keine Rolle. Es geht um reine Kriegsbilder. Hier ordnet sich das "Zinn" ein, ein Metall, das schon in alten mespotamischen Hymnen besungen wurde (frühere Übersetzungen sprachen fälschlicherweise von "Blei"3). Es ist so bedeutsam, weil es in der richtigen Mischung mit Kupfer bei der Schmelze zur Bronze führt. Wer aber Bronzewaffen statt schlichter Eisenwaffen besaß, war kriegerisch im Vorteil, da das Zinn aufgrund seiner chemischen Eigenschaften zu einer das Eisen überragenden Härte führt.
Die Vision zeigt also Gott selbst als den Herrn über alles Waffengrundmaterial, egal ob für das Bronzeschwert oder für Bronzeschilde, welche teilweise Stadtmauern gegen Angriffe schützten. Aber diese seine Grundausstattung verwendet er nicht länger zum Schutz Israels, sondern zum Angriff gegen sein eigenes Volk. Offensichtlich hat es sich seinen Gott selbst zum Feind gemacht.
Ein Brückenvers (Vers 9)
Dieser Vers schafft eine Brücke zwischen der dritten Vision und dem ab Vers 10 folgenden "Fremdbericht". Hingewiesen sei nur auf die absolut seltene Stichwortbrücke "Isaak" in Am 7,9 und 7,16, obwohl sonst im Amosbuch von "Jakob" die Rede ist. Wahrscheinlich gehört in diesen Zusammenhang aber auch die sehr gelegentlich Nennung des Heiligtums von Beerscheba (Amos 5,5; 8,14), zu dem es eine Isaak-Vorgeschichte gibt (vgl. Genesis 26,23-35). In dieser Erkenntnis aber könnte die Lösung der Frage liegen, was dieser Vers 9 eigentlich will, dessen Sprache stark an die sogenannte deuteronomistische Theologie erinnert (s. dazu die Einleitung in das Buch Amos). In dieser Geschichtstheologie, die den Untergang des Gesamtreiches Israel in den Blick nimmt, das "von Dan [im Norden] bis Beerscheba [im Süden]" reicht (Richter 20,1; 1 Sam 3,20; ; 2 Sam 17,11), ist das "Haus Jerobeam" Verursacher der Katastrophe, da König Jerobeam I. in den Heiligtümern von Dan und Bet-El ein Stierkalb als Götterstatue aufgestellt haben soll (vgl. 1 Könige 12,26-33). Er, der im 10. Jh. v. Chr. (!) im Nordreich als Nachfolger Salomos regierte, gilt also als "Urvater" der königlichen Verführung zum Götzendienst, in dem die Deuteronomisten die Hauptsünde Israels sehen. Die Namensgleichheit mit König Jerobeam II. zur Zeit des Amos im 8. Jh. v. Chr. (!) - denn dieser ist zweifellos in Am 1,1 gemeint - erlaubt also einen großen Geschichtsbogen: Die Worte des Amos aus der dritten Vision werden aus ihrem ursprünglichen Zeitzusammenhang gelöst und auf die viel größere Epoche der Gesamtgeschichte des Nordreichs die beiden "Jerobeams", aber auch des Südreichs (Stichwort "Isaak") bezogen. Alle, das "Haus Israel" (Nordreich) und das "Haus Isaak" /Südreich) haben in ihrem Untergang Gott als Feind erleben müssen. Alle sind derselben "Sünde Jerobeams" verfallen. Dabei zeigen Jerobeam I. und Jerobeam II. zwei Seiten derselben Medaille auf: Götzendienst (Jerobeam I.) äußert sich alttestamentlich immer auch in einer auf Macht und und Egoismus bzw. soziale Unterdrückung setzende Herrschaft (Jerobeam II.).
Durch Vers 9 ist also die in Vers 10-11 folgende Unheilsdrohung gegenüber "Jerobeam" dynastisch zu verstehen. Dies könnte zum einen eine nachträgliche Korrektur in die nächste Generation sein, denn: Von einem gewaltsamen Tod Jerobeams II. wissen wir nichts, wohl aber von der Ermordung seines Sohnes Sacharja (2 Kön 15,10). Er stirbt durch das "Schwert" (Vers 11), auf welches das "Zinn" der dritten Vision vorausverweist. Es ist aber auch eine Erweiterung der Perspektive in die Vergangenheit, denn nach 2 Könige 14,24 hielt Jerobeam II. an den "Sünden Jerobeams (I.)" fest. Diese bestehen aber neben dem Aufstellen der Kalbsstatuen in Bet-El und Dan nach 1 Könige 12,31f. in Folgendem: “31 Auch machte er das Haus der Kulthöhen und Priester, die aus allen Teilen des Volkes stammten und nicht zu den Söhnen Levis gehörten. 32 ... In Bet-El ließ er auch die Priester auftreten, die er für die Kulthöhen gemacht hatte.” Auffällig ist die Verbindung zwischen dieser Bemerkung und Amos 7.9 durch das Stichwort "Kulthöhen". Sie erinnert an den ebenfalls deuteronomistischen Generalvorwurf, es würde "auf jeder Höhe und unter jedem grünen Baum” Gottesdienst betrieben, womit natürlich Götzendienst gemeint ist (zu dieser Formel vgl. z. B. Deuteronomium 12,2 und 1 Kön 14,23). Wenn Am 7,9 auf diesem Hintergrund zu verstehen ist, geraten Jerobeam und Amazja durch die Vorschaltung des Verses vor den Fremdbericht in das Zwielicht des Synkretismus, der den Vorwurf des Redeverbots noch verstärkt (s. dazu die Erläuterungen zu Amos 7,10-17).