Das Erscheinen der Gnade Gottes in Jesus Christus ist Sinnbild und Motivation eines neuen Lebenswandels.
1. Verortung im Brief
Der vorliegende Abschnitt entstammt dem mit dem Beginn des zweiten Kapitels einsetzenden Teils zu Fragen nach der Konsequenz eines christlichen Lebens für die Gemeinde des Titus. Unmittelbar davor (Verse 1-10) geht es um das richtige Verhalten unterschiedlicher Gruppen in der Gemeinde: Alte, Junge, Männer, Frauen, Sklaven. Im Anschluss (3,1-8) rückt die Berufung der Getauften in den Fokus des Briefes.
2. Erklärung einzelner Verse
Vers 11: Die „Gnade Gottes“, die erschienen ist, ist als Metapher für Jesus Christus zu verstehen. Sein kommen in die Welt ist Ausgangspunkt
Vers 12: Die Wirksamkeit des Erscheinens zeigt sich in der „Erziehung“, also der Motivation und Ermutigung ein anderes Leben zu führen. Das Vorbild Jesu ist dabei als Erziehung zu sehen: Sein Leben zeigt beispielhaft, wie man sich in seinem Tun und Denken auf Gott hin ausrichtet, ihn in den Mittelpunkt stellt und sich nicht an der irdischen, sondern der himmlischen Wirklichkeit orientiert. Entsprechend werden das Loslassen von alten Verhaltensweisen (Gottlosigkeit und irdische Begierden) und das Annehmen tugendhafter Verhaltensweisen (besonnen, gerecht, fromm) als Wechsel der Lebensweise benannt.
Vers 13: Mit diesem neuen Verhalten richten sich die Christen aus für die Zeit, die verstreicht, bis Jesus Christus wiederkommt. Seine Parusie (Wiederkunft) ist das Ziel, die Erfüllung der Erwartung der christlichen Gemeinde.
Vers 14: Die Hingabe Jesu am Kreuz errettet aus den alten Zusammenhängen der Ungerechtigkeit und ruft in ein neues Volk, das eifrig danach strebt, Gutes zu tun. Der Begriff des Eifers ist wie besonnen, gerecht und fromm der antiken Denkwelt eines tugendhaften Daseins entnommen.