Einordnung der LEsung in ihren Zusammenhang
Aus der größeren, zusammenhängenden Passage Römer 8,18-30, die sich folgendermaßen aufbaut:
Vers 18: Ausgangsthese von der Bedeutungslosig des gegenwärtigen Leids gegenüber der zu erwartenden Herrlichkeit
Verse 19-22: Erläuterung auf die außermenschliche Kreatur hin
Verse 23-25: Erläuterung auf die menschliche Erfahrung im Glauben hin
Verse 26-27: Erläuterung auf die Erfahrung im Gebetsleben hin
Verse 28-30: Schlussargument: Gottes Vorausbestimmung der ihn Liebenden zur Verherrlichung,
wird am heutigen Sonntag der Schlussteil vorgelesen.
Paulus befindet sich also immer noch im Rahmen seiner Argumentationen zu seiner Ausgangsthese in Vers 18:
"Ich bin nämlich überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll."
Nachdem er in der ersten und zweiten Erläuterung auf die Solidarität von Natur und Mensch im Seufzen über ihr Leid angesichts eigener Vergänglicheit und Unerlöstheit eingegangen ist, das aber ein Seufzen mit Hoffnungsperspektive ist (15. Sonntag im Jahreskreis), hat die dritte Erläuterung sich dem Wirken des Geistes zugewendet. Er garantiert, dass alles Seufzen seinen Weg zu Gott findet und niemand braucht sich Sorgen zu machen, eventuell nicht die richtigen Worte zu finden oder Gott mit einem unangemessenen Anliegen zu behelligen (16. Sonntag).
Den Schluss- und Höhepunkt seiner Argumentation stellen nun die Verse 28-30 dar, die vor allem auf die Gewissheit der immer wieder vor Augen gestellten Hoffnung bzw. die Gewissheit ihrer Erfüllung zielen.
Aufbau und Kurzauslegung der Lesung
Hier formuliert bereits der erste Vers einschlägig: "Wir wissen ..." (Vers 28).
Der Inhalt dieses Wisses wird auf der Basis der Paulus bekannten Heiligen Schrift, also des Alten Testaments zitiert ("denen, die Gott lieben, gereicht alles zum Guten"). Mit anderen Worten: Gott selbst bürgt für die Gewissheit der Hoffnung, insofern die Heilige Schrift als Gottes Wort gilt.
Vers 29 erläutert, was die zitierte Formulierung "zum Guten gereichen" bedeutet, nämlich: "an Wesen und Gestalt seines Sohnes teilzuhaben". Gemeint ist der auferweckte und zu Gott Vater in den Himmel erhöhte Jesus Christus. Seine Auferweckung ist kein exklusives Privileg, sondern Vorbereitung der Auferweckung aller zu ihm Gehörenden. Diesen Gedanken kleidet Paulus in das Bild vom "Erstgeborenen unter vielen Brüdern [man darf ergänzen: und Schwestern]".
Vers 30 schließlich bringt einen sogenannten "Kettenschluss", in dem ein Wort das nächste Stichwort auslöst, das widerholt wird und zum nächsten Stichwort führt. Ausgangspunkt ist das Stichwort "vorausbestimmen", das bereits in Vers 29 eingeführt wurde, Zilepunkt ist das Stichwort "verherrlichen", womit Paulus genau wieder bei dem Zentralwort seiner Ausgangsthese in Vers 18 angekommen ist: "Herrlichkeit".
Man könnte also sagen: Paulus schließt in guter rhetorischer Manier mit dem Satz: Am Ende steht die alles übersteigende "Herrlichkeit", die alles Leiden klein erscheinen lässt - quod erat demonstrandum - was aufzuzeigen/zu beweisen war (s. Vers 18)..