Gott ist nicht parteiisch! Er öffnet den Himmel und sendet seinen Sohn – allen Menschen guten Willens.
1. Verortung im Buch
Die ausführliche Erzählung vom römischen Hauptmann Kornelius und dem Apostel Petrus umfasst das gesamte 10. Kapitel in der Apostelgeschichte (Apg). Am Ende des Kapitels empfängt Kornelius als Nicht-Jude den Heiligen Geist und daraufhin durch Petrus die Taufe durch. Bevor es soweit kommt, zeigt sich Gott sowohl dem Kornelius als auch dem Petrus in Visionen. Lukas erzählt, wie Gott bewirkt, dass sich der Heide Kornelius und der aus dem Judentum stammende Petrus aufeinander zu bewegen, im wortwörtlichen Sinn: Kornelius schickt nach Petrus, Petrus kommt in das Haus des Kornelius. In einer wundersamen Vision (Apg 10,9-16) und in der Begegnung mit Kornelius eröffnet Gott Petrus seinen Willen, auch den Heiden das Wort Gottes zu verkünden.
2. Aufbau
Der Text besteht aus einer ausführlichen und verknüpfenden Einleitung (Verse 34-35), einer theologischen Grundaussage (Vers 36) und deren Entfaltung (Verse 37-38).
3. Erklärung einzelner Verse
Verse 34-35: Die einleitende Formulierung „da begann Petrus zu reden“ oder eigentlich „da öffnete Petrus seinen Mund“ weist auf den wichtigen und grundlegenden Charakter der nachfolgenden Worte hin. Auch der Beginn seiner Worte („wahrhaftig“) unterstreicht dies: Petrus schließt damit an die vorangegangenen Erlebnisse an und erklärt, welche Einsicht er daraus gewonnen hat: Gott schaut nicht auf die Person – man könnte das griechische Wort auch übersetzen: Gott ist nicht parteiisch. Gott geht es nicht um das Unterscheidende der Herkunft, der religiösen Vorprägung des Standes etc. (vgl. Galaterbrief 3,28). Er heißt die „willkommen“, die ihn fürchten und das Rechte tun, diejenigen also, die an ihn glauben und aus diesem Glauben heraus handeln. Lukas knüpft dabei in der Apostelgeschichte an das an, was er schon zu Beginn des Evangeliums Maria hatte bekennen lassen. Im Magnifikat, ihrem Lobgesang, preist sie Gott mit den Worten: „Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten.“ (Lukasevangelium 1,50).
Vers 36: Petrus formuliert eine Grundaussage, aus der heraus er die Botschaft von Jesus Christus weiter entfalten kann: Gott hat in Jesus Christus den Frieden verkündet. Der Friede steht für den bleibenden Bund Gottes mit den Menschen, seine Güte und Treue. Dieses Wort ist den Israeliten verkündet worden, sie sind Gottes Bundesvolk. Doch zugleich ist Christus „Herr aller“, denn seine Botschaft gilt nicht nur den Israeliten, sondern allen Menschen. Diese Kernaussage, ist auch die Grunderkenntnis des Petrus in der Erzählung vom Hauptmann Kornelius: Gott schaut nicht auf die Herkunft aus dem Volk Israel oder anderen Völkern, er schaut auf den Glauben und das Tun der Menschen. Lukas hatte diese Erkenntnis schon dem greisen Simeon im Tempel zu Beginn des Evangeliums in den Mund gelegt. Denn angesichts des Jesuskindes im Tempel spricht er vom „Heil der Völker“ (Lukasevangelium 2,25-32).
Verse 37-38: Mit „ihr wisst“ setzt Petrus bei seinen Zuhörern die Geschichte Jesu als bekannt voraus. Ganz ähnlich verfährt er auch in der Pfingstpredigt (Apostelgeschichte 2,22), auch dort greift er auf das zurück, was sich als Kunde in Galiläa und dem Umland über das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu verbreitet hat. Petrus erinnert und erläutert das, was die Menschen bereits gehört haben: Jesus Christus ist mit göttlicher Vollmacht, d.h. mit Geist und Kraft ausgestattet (vgl. Lukasevangelium 2,40 und 4,40). Dies zeigt sich im Wirken Jesu: er findet tröstende Worte, er verurteilt nicht und er spricht kraftvoll vom Reich Gottes. Und in dieser Vollmacht befreit er Menschen von Mächten, die sie in Beschlag nehmen: Krankheiten, Zwängen und Ängsten.