Die Botschaft von Sterben und Auferweckung Jesu als das Zentrum des christlichen Glaubens.
1. Verortung im Brief
In den Kapiteln 12-14 des 1. Briefs des Apostel Paulus an die Korinther (1 Kor) war das große Thema der Heilige Geist und seine Gaben im Hinblick auf das Leben der Gemeinde. Nun rückt Paulus mit dem Kapitel 15 das Thema der Auferstehung in das Zentrum des Briefes.
2. Aufbau
In den Versen 1-3a leitet Paulus zu seiner zentralen These über, indem er die Gemeinde in Korinth an das erinnert, was er selbst ihnen verkündigt hat. Nun folgen im Hauptteil (Verse 3b-10) drei Gedankengänge zum Thema Auferstehung. Bevor Vers 11 abschließend die Bedeutung des Gesagten und vor allem der Auferstehung betont.
3. Erklärung einzelner Verse
Verse 1-3a: Paulus ruft eindringlich in Erinnerung, was er der Gemeinde in Korinth von Anfang an verkündet hat: das Evangelium. Wenn er hier vom Fundament, der Grundlage ihres Glaubens spricht und im Folgenden das Thema der Auferstehung entfaltet wird deutlich, dass die Botschaft des Evangeliums, die Botschaft von Sterben und Auferstehen Jesu ist. Entsprechend kann er auch sagen, dass dieses Evangelium „rettende“ Wirkung hat, denn es zeigt den Kern des Glaubens an einen Gott, der Herr über Leben und Tod ist und sich damit als treu erweist.
Die Autorität seiner Verkündigung und damit auch des Evangeliums gründet darin, dass er in einer Verkündigungskette mit Menschen vor ihm steht. Paulus hat „empfangen“ und „weitergegeben/überliefert“. Diese beiden Begriffe sind im Judentum seiner Zeit die Garanten für eine lückenlose Traditionskette von Mose an. Paulus möchte klarstellen, dass er sich das Evangelium nicht selbst ausgedacht oder es ausgeschmückt hat, sondern als einer von vielen treu weitergibt.
Verse 3b-5: Diese Verse bilden in zwei Strophen (3b-4a und 4b-5) einen kompakten Bekenntnissatz, den Paulus wohl in Antiochien kennengelernt und von dort aus als festen Glaubenssatz für sich mitgenommen hat. Seinen Ursprung könnte er in Jerusalem haben und von dort verbreitet worden sein. In seiner hier vorliegenden Form handelt es sich bereits um das Endprodukt eines Prozesses, in dem man versuchte, die wichtigsten Etappen von Tod und Auferstehung zusammenzufassen.
Der Gedanke der stellvertretenden Sühne „für unsere Sünden“ kommt aus der Tradition der Abendmahlsworte. Der Verweis auf die „Schrift“ dürfte sich vor allem auf Jesaja 53 und die Gestalt des Gottesknechts beziehen. Das „Begrabenwerden“ zeigt die Realität des Todes an. Der „dritte Tag“ als Tag des göttlichen Handelns ist jüdische Tradition (Hosea 6,2), daher wird hier auch von der „Auferweckung“ Jesu und nicht von der Auferstehung gesprochen. Die passive Formulierung hebt das Handeln Gottes hervor. Die Beglaubigung der Auferweckung erfolgt durch die Erscheinung vor Kephas, also Petrus. Dieser ist als Erstzeuge für die Weitergabe der Botschaft bestellt, ebenso wie den anderen Zwölf.
Verse 6-7: Auch die Liste der Zeugen der Osterereignisse dürfte Paulus bereits vorgefunden und nicht selbst zusammengestellt haben. Die „Erscheinung vor den 500“ lässt sich nicht mit einer konkreten Erscheinungsgeschichte zusammenbringen. Womöglich fasst Paulus hier die Anhänger Jesu in Galiläa zusammen, die von den Erscheinungen des Auferstandenen hörten und dann gemeinsam auch eine Vision des Auferstandenen vernahmen. Wenn Paulus betont, dass einige von ihnen noch leben, will er damit deutlich machen, dass es noch lebende Beweise für die Ereignisse gibt. Mit dem Herrenbruder Jakobus (Markusevangelium 6,3) und den weiteren Aposteln benennt Paulus allgemein den Kreis der engeren Jesusanhänger, der über die „Zwölf Apostel“ hinausging. Die Frauen, allen voran Maria Magdalena, denen Jesus in der Überlieferung der Evangelien am Ostermorgen erscheint, sie spielen in der Zeugenliste des Paulus keine Rolle. Da Frauen in der jüdischen Tradition keine amtliche Zeugenfunktion übernehmen konnten, werden sie vermutlich in dieser „offiziellen“ Aufstellung nicht genannt.
Verse 8-10: Auch wenn Paulus sich hier in Demut übt und sogar auf seine Verfolgung der Christen verweist, zeigt sich in den Versen ein deutlicher theologischer Anspruch. Für ihn ist die Vision des Auferstandenen bei Damaskus (Apostelgeschichte 8,1-3) ein Erlebnis solcher Intensität, dass er sich auf einer Stufe mit Petrus und den anderen Auferstehungszeugen der ersten Stunde versteht. Als „Letztzeuge“ kommt ihm damit sogar eine besondere Funktion zu – ähnlich wie dem Petrus als Erstzeuge. In diesem Sinne benennt Paulus sein Bemühen für die Weitergabe der Auferstehungsbotschaft als Beweise seiner Erwählung.
Vers 11: Zum Abschluss kommt Paulus noch einmal auf die Bedeutung seiner Verkündigung zurück: Der Glaube an die Auferstehung ist der Kern dessen, was die Gemeinde in Korinth bekennt.