Gott freut sich und seine Freude ist Grund zum Jubeln für Israel – selbst im Angesicht von Furcht, Kleinmut und Resignation.
1. Verortung im Buch
Am Ende des Buches Zefanja folgt auf die Verurteilung Jerusalems als „trotzige und schmutzige, gewalttätige Stadt“ (Zefanja 3,1) nach der Ankündigung des unheilvollen Gerichts die Verheißung erneuerten Heils. Das von Feinden und Unheil befreite Jerusalem wird sich wieder in Gott bergen können. Gott wird wieder in seiner Stadt und seinem Volk, „in seiner Mitte“, gegenwärtig sein. Israel wird sich nicht nur über Gott freuen dürfen, sondern der Gott, der zuvor sein Volk bestraft hat, wird „Ansehen auf der ganzen Erde“ einbringen und „Ruhm bei allen Völkern der Erde“ (Zefanja 3,19-20).
2. Aufbau
Zweifach wird Jerusalem und somit das Volk Israel aufgefordert auf Gott zu vertrauen. Es soll jubeln (Vers 14) und es soll sich nicht mehr fürchten (Vers 16). Auf jede dieser Aufforderungen folgt eine Motivation, die die Freude des Volks in Gott, beziehungsweise am Ende sogar in Gottes eigener Freude, verankert.
3. Erklärung einzelner Verse
Vers 14: Die Stadt Jerusalem wird personifiziert als eine Frau angesprochen. Töchter wurden wegen ihrer Schönheit bewundert, aber sie galten auch als wehrlos und hilfsbedürftig. In ihrer elenden und bedrohten Lage wird Zion und damit auch das ganze Volk Israel - im Kontrast zu der subjektiv erfahrenen Realität - zum allumfassenden, überschäumenden Jubel aufgerufen. In der vierfachen Aufforderung zum Jubel ist noch keine Begründung angegeben: Die Freude selbst ist sowohl Zeichen als auch Gabe der neuen Heilszeit.
Vers 15: Gott hat die Rechtsurteile gegen Israel nicht nur aufgehoben, sondern – wie es wörtlich heißt – „weggeschafft“ und somit den Weg für eine bessere Zukunft frei gemacht. Das in Zefanja 3,11 angekündigte, reinigende Gericht schein vollzogen zu sein: „An jenem Tag brauchst du dich nicht mehr zu schämen, wegen all deiner schändlichen Taten, die du gegen mich verübt hast. Ja, dann entferne ich aus deiner Mitte die überheblichen Prahler und du wirst nicht mehr hochmütig sein auf meinem heiligen Berg.“ Auch die äußeren Feinde sind abgewehrt, wie es Zefanja 3,8 verheißen hatte: „Darum wartet nur - Spruch des HERRN - auf den Tag, an dem ich auftreten werde als Kläger. Denn mein Rechtsspruch lautet: Völker will ich versammeln, Königreiche biete ich auf; dann schütte ich meinen Groll über sie aus, die ganze Glut meines Zorns. Denn vom Feuer meines Eifers wird die ganze Erde verzehrt.“ Gott herrscht wieder als König inmitten Israels und beschützt sein Volk.
Vers 16: Während die vorherigen Verse in der Leserichtung zum Jubel aufgrund der gegenwärtig wirksamen Gottesherrschaft aufrufen, verwandelt dieser Verse das vorher Gesagte zu einer Verheißung, die sich in einer unbestimmten Zukunft verwirklichen wird: „an jenem Tag“. Deutlicher als zuvor wendet sich das prophetische Mutmachen gegen die Furcht und die Resignation der Angesprochenen. Der sich durch die gesamte Bibel von Genesis 15,1 bis Lk 2,10 ziehende Aufruf „Fürchte dich nicht!“ fordert dazu auf, nicht tatenlos aufzugeben, sondern auf Gott zu vertrauen.
Vers 17: Der in V 14 begonnene Jubelaufruf mündet in der Freude Gottes. Sein Jubel über sein Volk ist die Motivation für das Volk selbst zu frohlocken und sich nicht mehr zu fürchten. In die Freude mischt sich jedoch auch Schweigen: „er schweigt in seiner Liebe“. Dieser starke Kontrast könnte andeuten, dass Gott selbst wenn er wieder zornig über sein Volk würde, aufgrund seiner Liebe zu seinem Volk kein neues Urteil sprechen werde. Dem Übersetzer der Septuaginta war diese Aussage unverständlich und er schrieb stattdessen: „er erneuert dir seine Liebe“. Der am Ende des Verses stehende Teilsatz „wie man frohlockt an einem Festtag“ ist eine textkritische Korrektur des Hebräischen Textes gemäß der Septuaginta. Im Hebräischen gehört dieser Teilsatz zu Vers 18 und bedeutet: "Die traurig sind, fern von der Festversammlung …“.