Der Prophet Micha sucht und findet in der Vergangenheit Hoffnung für die Zukunft. Gegen die Großmächte die Israel bedrohen verheißt Gott einen König wie David.
1. Verortung im Buch
In Micha 4-5 geht es um das Verhältnis Israels zu den Völkern. Aus der Not des Gottesvolk heraus wird seine Rettung erfolgen: die sich gegen Jerusalem versammelten Völker, sollen zermalmt werden (Micha 4,11-13). Zwar folgt erst die Vertreibung (Micha 4,9-10), aber dann wird Israel wieder sicher in Jerusalem wohnen können, wenn die Herrschaft der Dynastie König Davids in der Stadt wieder errichtet sein wird (Micha 4,8).
2. Aufbau
Der Lesungstext gehört zu dem Abschnitt Micha 4,14-5,5, der von der bedrohten Stadt Jerusalem voranschreitet zum Sieg gegen die Angreifer. Ein neuer König wie David wird dem Volk verheißen (Verse 1 und 3), aber im Zentrum dieser tröstenden Worte steht die Gewissheit, dass Gott sein Volk erst preisgibt, damit er es retten kann (Vers 2).
3. Erklärung einzelner Verse
Vers 1: Betlehem steht hier im Kontrast zu der im vorherigen Vers genannten Stadt Jerusalem, die dort als „Tochter der Trauer“ bezeichnet wird. Der belagerten Stadt wird Betlehem als Ort des Neuanfangs gegenübergestellt. König David gehörte zur Sippe der Efratiter und wurde in Betlehem geboren (siehe 1 Samuel 17,12). Die Erinnerung an ihn dient als Blaupause für den im Folgenden angekündigten neuen Herrscher. Aber bevor dieser genannt wird, hebt der Text hervor, dass er im Auftrag Gottes kommen und eng mit ihm verbunden sein wird. Der Retter ist Gott, nicht der neue König.
Vers 2: Zuvor muss Israel jedoch im Exil leiden. Die Zerstörung die Jerusalem erlitten hat, wird in Micha 4,9-10 mit den Schmerzen einer Gebärenden verglichen. Nun verheißt das Bild der Geburt neue Hoffnung: Das Volk wird aus dem Exil in die Stadt zurückkehren. „Seine Brüder“ bezeichnet hier nicht die königliche Familie, sondern setzt den König und sein Volk wie in Deuteronomium 17,14-20 in eine geschwisterliche Beziehung.
Vers 3: Wenn Gott die Not seines Volkes wendet, wird der neue König kommen, um es wie David zu weiden (siehe 2 Samuel 5,2), sodass es gemäß Gottes Dynastieverheißung in Ruhe und Sicherheit wohnen werden kann: "Ich werde meinem Volk Israel einen Platz zuweisen und es einpflanzen, damit es an seinem Ort wohnen kann und sich nicht mehr ängstigen muss und schlechte Menschen es nicht mehr unterdrücken wie früher und auch von dem Tag an, an dem ich Richter in meinem Volk Israel eingesetzt habe. Ich verschaffe dir Ruhe vor allen deinen Feinden. Nun verkündet dir der HERR, dass der HERR dir ein Haus bauen wird." (2 Samuel 7,10-11)
Vers 4: Der Versbeginn kann auf zwei verschieden Arten übersetzt werden: „Und er wird der des Friedens sein…“ oder „Es wird dies Frieden sein…“. Der Friede wird gemäß beiden Übersetzungsmöglichkeiten grundgelegt durch eine kriegerische Handlung gegen Assur. Das assyrische Großreich steht hier als Sinnbild für alle Großmächte, die das Gottesvolk bedrohen.