Der Mensch steht vor einer radikalen Entscheidung: Ist es besser auf andere Menschen anstatt auf Gott zu vertrauen?
1. Verortung im Buch
Nach den vorherigen Kapiteln, die kaum Hoffnung für das Volk Israel lassen (Jeremia 11-16), betont auch Jeremia 17: auf nichts Menschliches ist mehr Verlass! Die Sünde ist tief im Herzen des Volkes verankert (Verse 1-4). Aber zugleich klingt auch eine zarte Hoffnung an. Heil liegt im Vertrauen auf Gott, im Gebet sowie der Einhaltung des Sabbats als Ruhetag (Verse 12-18.19-27). Und Gott antwortet nun auf Jeremias Anklage gegen ihn, die er zuvor in Jeremia 15,18 ausgesprochen hatte: „Wahrlich, wie ein versiegender Bach bist du [Gott] mir geworden, ein unzuverlässiges Wasser.“
2. Aufbau
In zwei Weisheitssprüchen zeigt Gott zwei Alternativen auf: Das Vertrauen auf den Menschen und das Vertrauen auf Gott. Der Kontrast ist deutlich formuliert: „Verflucht ist …“ (Verse 5-6), „Gesegnet ist …“ (Verse 7-8).
3. Erklärung einzelner Verse
Vers 5: In diesem Vers werden im Hebräischen zwei verschiedene Worte für „Mensch“ verwendet. Fluch und – später in Vers 7 – Segen erfährt der גֶּבֶר (gesprochen: gewer). Dieses Wort kann sowohl einen Mann als auch den Menschen allgemein bezeichnen und leitet sich von der Grundbedeutung „stark sein“ ab. Somit wird eine Relativierung der menschlichen Macht angezeigt: Der starke Mensch, der Held, ist verflucht, wenn er nicht auf Gott vertraut, sondern auf irgendeinem אָדָם (gesprochen: adam). Der Mensch, wie er von Gott geschaffen ist, ist nur vergängliches Fleisch. Es ist ein Trugschluss, darauf seine Stärke zu begründen (wörtlich: „Verflucht der starke Mann/Mensch, der … Fleisch festlegt als seine Stärke“. Das Vertrauen auf andere Menschen ist an sich nicht verurteilungswürdig, aber wenn es einhergeht mit der Abwendung von Gott, wenn also das Menschenvertrauen größer ist als das Gottvertrauen, dann ist der Mensch fehlgeleitet.
Vers 6: Wer auf Menschen vertraut anstatt auf Gott, begibt sich in Leben verunmöglichende Bedingungen und hat kaum eine Chance auf ein Überleben. Dies verdeutlichen die Bilder vom Nacktsein in der Steppe, dem verbrannten Erdboden in der Wüste und dem alles Leben im Keim erstickenden, salzigen Land.
Vers 7: Nur wenn der Mensch sich voll und ganz auf Gott ausrichtet, wird sein Leben gelingen. Die Worte für „vertrauen“ und „Zuversicht“ stammen im Hebräischen aus derselben Wortwurzel (בטח), die somit in diesem Vers doppelt hervorgehoben wird im Kontrast zu Vers 5 – sowohl als Handeln des Menschen als auch seinem Zustand.
Vers 8: Die Bilder aus Vers 6 werden kontrastiert. Der Mensch, der auf Gott vertraut ist sozusagen das blühende Leben. Anstelle von todbringender Hitze und Dürre tritt nun das erquickende Wasser. Selbst eine Dürre braucht dann kein Grund zur Sorge mehr zu sein. Gott ist die Quelle lebendigen Wassers für denjenigen, der auf ihn vertraut und dementsprechend handelt.