Ein Ding der Unmöglichkeit. Wie Petrus erklärt, warum der Tod Jesus nicht halten konnte.
1. Verortung im Buch
Nach der Ausgießung des Geistes über die Jünger (Apostelgeschichte 2,1-13) deutet der Apostel Petrus das Geschehen für die Umstehenden. Direkt nach seinen Worten ereignen sich die ersten Bekehrungen (Apostelgeschichte 2,37-42) und die Gemeinschaft derer, die an Jesus Christus glauben, wächst.
2. Aufbau
Nach der Redeeinleitung des Petrus (Vers 14), werden mit verschiedenen Zitaten und Rückgriffen aus dem Alten Testament die Ereignisse des Lebens Jesu gedeutet (Verse 22-33).
3. Erklärung einzelner Verse
Vers 14: Die Einleitung zur Rede des Petrus ist hoch feierlich. Zum ersten Mal sind die zwölf Apostel mit dem nachgewählten Matthias nun im Fokus des Geschehens und alleinige Handlungsfiguren. Wie selbstverständlich ragt Petrus insofern aus den übrigen heraus, als er das zuvor Gesehene nun deuten darf. Denn für die Umstehenden dürfte das Pfingstwunder und die Ausgießung des Heiligen Geistes ein erklärungsbedürftiges Ereignis gewesen sein. Selbst wenn ihnen durch den Propheten Joel eine solche prophetische Begabung als Phänomen der anbrechenden Endzeit vertraut sein dürfte (Joel 3,1-5, siehe Kontext). Nachdem der Geist auf die Jünger ausgegossen wurde und sie in fremden Sprachen reden konnten, gilt es nun begreifbar zu machen, was geschehen ist. Die Anrede „Juden und alle Bewohner von Jerusalem“ zieht den Kreis der Adressaten weit und umfassend. Für alle, ist die folgende Botschaft wichtig.
Verse 22-23: Nach den bei der heutigen Lesung ausgesparten Versen, setzt Petrus neu an und verkleinert den Kreis der Adressaten scheinbar. Nun ist nur noch von „Israeliten“ die Rede. Da jedoch die übrigen Zuhörer nicht gegangen sein dürften, macht Petrus damit deutlich, dass gerade für die „Israeliten“ die nun folgenden Worte besonders bedeutsam sind. Dies korrespondiert mit der engen Argumentationsführung entlang den Schriften des Alten Testaments. Was Petrus im Folgenden an Schriftzitaten und Folgerungen vorlegt, ist im Ganzen nur für jemanden zu begreifen, der sich mit der Heiligen Schrift auskennt. Die Anrede als Israeliten ruft den Angesprochenen aber auch in Erinnerung, dass sie zu Gottes erwähltem Volk gehören und ihnen eine besondere Verheißung gilt.
Die Bezeichnung Jesu als „Nazoräer“ verwendet Lukas als Herkunftsbezeichnung mit Verweis auf Nazareth als Heimatort Jesu.
Petrus nimmt Bezug auf die Heilstaten, mit denen Jesus in göttlicher Vollmacht mitten unter ihnen gewirkt hat. Er nimmt wie selbstverständlich an, dass sich die Kunde davon verbreitet hat („wie ihr selbst wisst“). Neben den Taten Jesu ist seine Hingabe als Teil des göttlichen Heilsplanes bedeutsam. Dabei wird auch an die Mittäterschaft zumindest der jüdischen Obrigkeiten erinnert.
Verse 24-28: Der Hingabe Jesu wird die Auferweckung durch Gott gegenübergestellt. Die Notwendigkeit dieses Handelns Gottes an Jesus wird mit einem Zitat aus Psalm 16 belegt. Der Beter dort wendet sich in Bedrängnis und Todesangst an Gott und erinnert an die Verbundenheit mit Gott, von der er hofft, dass sie auch über den Tod hinaus hält. Der Psalm ist ein Zeugnis frühjüdischer Auferstehungshoffnung und gewinnt im Zusammenspiel mit der Kunde von der Auferstehung Jesu ganz neue Bedeutung für Petrus und vielleicht auch für seine Zuhörer.
Verse 29-33: Vom Psalm, der ein Gebet König Davids ist, leitet Petrus über zu einigen grundsätzlichen Bemerkungen zum großen israelitischen König. Er erinnert einerseits an das prophetische Wirken Davids und damit an die Autorität seiner Worte, wie sie zuvor im Psalm aufgenommen wurden. Andererseits macht er auch einen Unterschied zu David deutlich. Der König ist trotz seiner Bedeutung gestorben und sein Grab steht als sichtbares Zeichen inmitten des Volkes. Anders verhält es sich mit dem Grab Jesu. Er ein Nachfahre Davids und damit Träger der Verheißung, die „Unterwelt nicht zu schauen“, er ist begraben worden, aber das Grab ist leer.
Für diese Auferweckung sind Petrus und die übrigen Apostel Zeugen. Ihre Autorität als Zeugen der Auferstehung haben sie auch, weil ihnen der Auferstandene den Geist des Vaters gesandt hat. Das „Ergebnis“ dieser Geistsendung können die Umstehenden bestaunen: Die Eloquenz und Vielsprachigkeit der Jünger.