Einsame, heilige Tage!

Oder: Das Wort Gottes in Zeiten der physischen Distanz

"Eclairage du maître autel de l’église Saint Léger d’Orvault en rouge pour le Triduum Pascal", fotografiert von Loïc LLH. Lizenz: CC BY-SA 3.0.
"Eclairage du maître autel de l’église Saint Léger d’Orvault en rouge pour le Triduum Pascal", fotografiert von Loïc LLH. Lizenz: CC BY-SA 3.0.

In der Osternacht in diesem Jahr werden wir Christen uns nicht gemeinsam um das Feuer, das die Dunkelheit erhellt, versammeln können. Das Gedenken an das letzte Abendmahl Jesu wird für viele bereits im Schatten der Einsamkeit des Kreuztodes stehen. Unsere Kirchen - diese heiligen Versammlungsorte – werden leer stehen. Und das Allerheiligste wird für die meisten Gläubigen nur auf dem Bildschirm zu sehen sein. Die notwendige physische Distanz steht der Communio – sowohl dem Empfang der geheiligten Gaben von Brot und Wein als auch der Gemeinschaft der zum Gotteslob versammelten Brüder und Schwestern – entgegen. Doch das Halleluja darf nicht in der Isolation enden. Der Osterjubel wird auf neuen Wegen Gemeinschaft stiften. Nun ist es Zeit gegen die Isolation die frohe Botschaft zu teilen. Die bevorstehenden heiligen Tage werden zu Sehnsuchtsorten.

Diese Sehnsucht verbindet die Gläubigen nicht nur in der Gegenwart, sondern durch die Geschichte hindurch. Der Prophet Jona schrie mitten in den Tiefen der Meere, im Bauch des großen Fisches:

"Wie kann ich jemals wiedersehen deinen heiligen Tempel?" (Jona 2,5)

Fernab vom Tempel und somit vom Ort, wo Gott anwesend ist, fragt sich der Beter im Buch der Psalmen:

"Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht?" (Psalm 42,3)

Und er ist sich doch gewiss, dass Gott ihm ermöglichen wird, wieder zum Altar Gottes im Tempel zu gelangen, wo sein Loblied erklingen wird:

"So will ich kommen zu Gottes Altar, zum Gott meiner Freude und meines Jubels. Ich will dir danken zur Leier, Gott, du mein Gott." (Ps 43,4)

Die katholischen Kirchen sind keine Tempel – aber auch in ihnen gibt es das Allerheiligste und zwei Altäre: den Tisch des Mahles und den Tisch des Wortes. Brot und Wein vermögen es nicht, verschlossene Türen zu durchdringen, aber dem verkündeten Wort Gottes ist dies möglich – sei es von Fenster zu Fenster, durch die Telefone oder das Internet. Auch Jesu Jünger waren nicht an seinem Grab, als er auferstand, sondern ihnen musste die Frohe Botschaft verkündet werden. So beten wir nun: Herr, sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund, und lass uns bald wieder zusammenkommen in Deiner Mahlgemeinschaft!

 

 

Die Meinung des Autors spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktionsleitung von In Principio wieder. Der Text erscheint parallel auf dem Blog "Dei Verbum".