Die Glocken von 3000 Kirchen in Österreich und in Südtirol werden am Freitag, den 26. Juli, ab der Todesstunde Jesu für fünf Minuten ihre Glocken als Alarm läuten lassen. Dieser „Weckruf für uns alle“ soll darauf aufmerksam machen, dass es verhinderbar ist, dass weltweit etwas 150 Millionen Kinder unter fünf Jahren unter chronischer Unterernährung leiden müssen, erklärten der Feldkircher Bischof Benno Elbs und der österreichische Caritas-Präsident Michael Landau im Namen der Österreichischen Bischofskonferenz. „Wir wollen und wir dürfen uns damit [mit dem weltweiten Hunger] nicht abfinden!“.
Hungersnöte sind kein Phänomen der Moderne, sondern gehören zur Menschheitsgeschichte. Bereits auf der Stele des Merenptah (1208 v. Chr.), der ersten außerbiblischen Erwähnung Israels, wird auf die Gefahr einer Hungersnot verwiesen, da Israel kein Saatgut mehr hatte. Und das erste Buch der Bibel erzählt bereits, dass Abraham kurz nachdem er in dem ihm vom Gott verheißenen Land angekommen war, dieses direkt wieder aufgrund einer Hungersnot verlassen musste (siehe Genesis 12,10) – der Hunger kennt scheinbar selbst vor den Verheißungen Gottes keinen Einhalt. Doch der Psalmist singt:
„Sie sollen dem HERRN danken für seine Huld, für seine Wundertaten an den Menschen, denn er hat gesättigt die lechzende Kehle und die hungernde Kehle hat er gefüllt mit Gutem.“ (Ps 37,11)
In dieses Danklied können weltweit 821 Millionen Menschen, die hungern, nicht einstimmen. Die Bibel verpflichtet zugleich einen jeden einzelnen Menschen den lebensbedrohlichen Hunger der Mitmenschen zu bekämpfen. Im Buch Ijob wirft Elifas dem an Gott leidenden Ijob vor:
„Den Durstigen tränkst du nicht mit Wasser, dem Hungernden versagst du das Brot.“ (Ijob 22,7)
Ijob kann sich diesem Urteil entgegenstemmen und darauf verweisen, dass er sein eigenes Brot nicht alleine gegessen, sondern mit den Bedürftigen geteilt hat (siehe Ijob 31,17). Hunger zu stillen ist gerechtes Handeln, wie der Prophet Ezechiel verkündet:
„Wenn jemand gerecht ist und nach Recht und Gerechtigkeit handelt: [… .] Er unterdrückt niemanden. Er gibt sein Schuldpfand zurück. Er begeht keinen Raub. Dem Hungrigen gibt er sein Brot und den Nackten bedeckt er mit Kleidung.“ (Ezechiel 18,5.7)
Ein solches Handeln darf nicht einmal vor dem Rivalen und Feind Halt machen. Die Bekämpfung einer Hungersnot sollte selbst Rivalen und Feinde vereinen:
„Hat dein Feind Hunger, gib ihm zu essen, hat er Durst, gib ihm zu trinken.“ (Sprichwörter 25,21)
Der Hunger ist in der Welt, und der Mensch ist dafür verantwortlich ihn zu bekämpfen, zu stillen und darin seine Nächstenliebe zu beweisen. Die Abschaffung des lebensbedrohenden Hungers ist eine ausstehende Verheißung, die sich gemäß dem Buch der Offenbarung erst in der Endzeit ereignen wird. Im Hier und Jetzt ist der Mensch dazu aufgerufen – in den Worten des Propheten Jesaja:
„Dem Hungrigen gibt er [der gerechte Mensch] sein Brot und den Nackten bedeckt er mit Kleidung.“ (Ezechiel 18.7)
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